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Fermi-Paradoxon

Fermi-Paradoxon
© Anita Neuron / cogniclipstudios.com

Das so genannte "Fermi-Paradoxon" wurde nach dem Physiker Enrico Fermi benannt, der im Jahre 1950 angeblich einen Widerspruch aufzeigte, demzufolge es keine außerirdischen Zivilisationen geben könne, obwohl es keine Belege dafür gibt, dass Fermi jemals diese Behauptung aufgestellt hatte. Bekannt ist nur, dass Fermi 1950 in Los Alamos mit drei anderen Wissenschaftlern, Emil Konopinski, Edward Teller und Herbert York, bei einem gemeinsamen Mittagessen über die Machbarkeit interstellarer Raumfahrt sprach.


Der Anlass für dieses Gespräch war offenbar eine Karikatur im Magazin "The New Yorker". In den aktuellen Nachrichten wurde gerade darüber berichtet, dass in den Straßen New Yorks zahlreiche Mülleimer der Stadtreinigung gestohlen wurden und man rätselte, wer die Täter waren und über deren Motive. Da in den USA zu jener Zeit überall UFO-Sichtungen gemeldet wurden, zeigte die Karikatur Außerirdische als kleine grüne Männchen, die Abfalleimer einsammelten und in ihre fliegenden Untertassen transportierten. Beim Betrachten dieser Karikatur soll Fermi scherzhaft gesagt haben, dass es sehr vernünftig sei, die Aliens als Täter zu verdächtigen, da man so das Rätsel der verschwundenen Mülleimer und die UFO-Sichtungen gleichzeitig erklären könne und stellte dann die berühmte Frage: "Where is everybody?" ("Wo sind die alle?")

Um mehr als eine Frage und ein paar mögliche Antworten handelte es sich zu jener Zeit jedoch nicht und schon gar nicht um ein Paradoxon!

Alle UFO-Sichtungen stammten immer nur von Einzelpersonen, die ihre Behauptungen nicht beweisen konnten und aus wissenschaftlicher Sicht als unseriös oder unglaubwürdig galten. Etwas anderes wäre es, wenn etwa ein Raumschiff direkt über New York kreisen und von Millionen Menschen gesehen würde. Solch ein Ereignis fand aber bisher nicht statt. Nur warum nicht? Laut Fermi könnte es dafür verschiedene Gründe geben. Vielleicht wären interstellare Reisen aufgrund der großen Entfernungen gar nicht möglich, einfach weil sie technisch aber auch finanziell viel zu aufwendig wären. Möglich wäre es aber auch, so Fermi, dass technologisch fortschrittliche Zivilisationen immer nur eine begrenzte Zeit lang bestehen und gar nicht lange genug existieren, um solche Raumschiffe bauen zu können.

Auch in den Jahren zuvor wurde schon über die Frage diskutiert, warum bisher noch kein Kontakt zwischen der Menschheit und außerirdischen Zivilisationen stattgefunden hatte und dies nicht nur in der Science-Fiction Literatur. So dachte etwa der russische Visionär und Pionier der Raumfahrt Konstantin Ziolkowski bereits im Jahre 1933 daran, dass wir eines Tages Kontakt zu außerirdischen Zivilisationen bekommen könnten, die Zeit dafür aber noch nicht gekommen sei, vielleicht weil sie uns einfach noch nicht entdeckt hätten. Schließlich gab es die Ureinwohner Australiens und Amerikas auch schon tausende Jahre, bevor sie dann erst von den Europäern entdeckt wurden.

Denkbar wäre es aber auch, so Ziolkowski, dass sich die Menschheit aus Sicht der Außerirdischen noch auf einem viel zu niedrigen Niveau ihrer Entwicklung befindet, jedenfalls solange sich die Menschen gegenseitig töten, Kriege untereinander führen oder sich auch weiterhin immer noch rücksichtslos gegenüber anderen Geschöpfen verhalten, wie etwa den Tieren. Die Menschen würden die Außerirdischen dann ebenfalls als Rivalen, Feinde oder gar als gefährliche wilde Tiere betrachten, was unweigerlich zu grausamen kriegerischen Auseinandersetzungen führen würde. Der Grund, dass sie keinen Kontakt zu uns aufnehmen würden, wäre dann nicht, dass sie Angst vor uns hätten, da sie uns technisch und somit auch militärisch ja ohnehin überlegen wären, sondern dass sie aufgrund ihrer höheren Entwicklungsstufe einfach kein Interesse mehr am gegenseitigen Töten haben und uns nicht schaden möchten.

Konstantin Ziolkowski, der mit seinen Ideen seiner Zeit weit voraus war, verstarb im Jahre 1935 und in den Folgejahren des Zweiten Weltkrieges stand für die meisten Menschen erst einmal nur der reine Kampf ums Überleben im Mittelpunkt ihres Interesses. Erst als nach dem Krieg wieder andere Schlagzeilen das aktuelle Tagesgeschehen beherrschten, unter anderem auch die vielen UFO-Sichtungen, was sich in den USA zeitweise zu einer regelrechten UFO-Hysterie entwickelte, wandten sich die Menschen auch wieder den vielen Themen der Science-Fiction zu.

Eine einfache Frage schafft den Sprung von der Science-Fiction Literatur in die reale Wissenschaft und geht als "Fermi-Frage" in die Geschichte ein...

Das Atomzeitalter hatte gerade erst begonnen und wenn ein berühmter Kernphysiker, wie der Nobelpreisträger Enrico Fermi mit drei Kollegen am Mittagstisch über die Machbarkeit interstellarer Raumfahrt spricht und beiläufig eher scherzhaft die Frage stellt, wo denn überhaupt die Aliens mit ihren Raumschiffen bleiben, dann ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass dieses Gespräch hinterher irgendwie die Runde macht und von vielen anderen Wissenschaftlern und Interessierten unter dem Stichwort "Fermi-Frage" weiter diskutiert wird. Unter anderen Umständen hätte diese Frage genauso gut zu Ehren Konstantin Ziolkowski als "Ziolkowski-Frage" in die Geschichte eingehen können, aber nun war es eben Fermi, der damit in Verbindung gebracht wurde.

Dazu trug auch der bekannte US-amerikanische Astrophysiker und Sachbuchautor Carl Sagan bei, als er viele Jahre später, im Jahre 1963, für das Wissenschaftsmagazin "Planetary and Space Science" einen Artikel schrieb, der dort unter dem Titel "Direct contact among galactic civilizations by relativistic interstellar spaceflight" ("Der direkte Kontakt zwischen den galaktischen Zivilisationen durch relativistische interstellare Raumfahrt") veröffentlicht wurde. In diesem Artikel beschrieb Sagan, dass Außerirdische in der Vergangenheit die Erde möglicherweise schon öfter besucht und die Menschen in der Frühzeit diese Besucher dann als Götter oder Fabelwesen gedeutet hätten. Aufgrund der großen Entfernungen im Weltall würden Aliens, selbst wenn sie mit nahezu der Lichtgeschwindigkeit reisen könnten, andere Planeten jedoch immer nur in großen zeitlichen Abständen von tausend Jahren oder mehr besuchen und der nächste Kontakt stünde noch bevor.

Sagan´s Artikel erregte große Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, denn der Gedanke, dass Aliens schon einmal die Erde besucht hätten, tauchte bisher immer nur in der Science-Fiction Literatur auf. Nun hielt erstmals auch ein anerkannter Wissenschaftler dies für möglich. In einer Fußnote zu seinem Artikel erwähnte Sagan, dass sich auch schon andere mit der Frage beschäftigt hätten, warum wir denn noch keine außerirdischen Raumschiffe entdeckt haben, unter anderem Enrico Fermi, als er während des zweiten Weltkrieges in Los Alamos bei einer Diskussion am Mittagstisch die Frage stellte: "Where are they?" ("Wo sind die?").

Die Angaben in dieser Fußnote waren zwar nicht ganz präzise, so fand beispielsweise das Gespräch zwischen Fermi und seinen drei Kollegen nicht während des zweiten Weltkrieges statt, sondern erst danach im Jahre 1950, dennoch zeigte es sich, dass über die ganzen Jahre hinweg, diese Frage im öffentlichen Bewusstsein untrennbar mit Enrico Fermi verbunden blieb.

Neben den vielen möglichen Antworten auf die "Fermi-Frage" könnte eine Antwort auch lauten: "Wir sind allein im Universum!"...

Die Annahme, dass Außerirdische überhaupt nicht existieren, stammte nicht von Fermi, sondern von dem US-amerikanischen Astrophysiker Michael H. Hart, der diese These erstmals im Jahre 1975 in seinem Artikel "Explanation for the Absence of Extraterrestrials on Earth" ("Erklärung für die Abwesenheit Außerirdischer auf der Erde") veröffentlichte, den er für das britische Wissenschaftsmagazin "Quarterly Journal of the Royal Astronomical Society" schrieb.

Die Erklärungsversuche vieler Astronomen und anderer Wissenschaftler, warum die Menschen noch keine außerirdische Zivilisationen entdeckt hatten, lehnte Hart allesamt als unbegründet und somit als unzulässig ab. Um die Unzulässigkeit aller bisherigen Erklärungen zu begründen, untersuchte Hart beispielsweise die häufig genannte Behauptung, Aliens hätten die Erde niemals erreicht, da die technischen Hürden hierfür derart hoch seien, dass interstellare Reisen unmöglich sind.

Hart argumentierte, dass der hohe Energiebedarf für ein interstellares Raumschiff und somit die große Menge an Treibstoff, die es dafür benötigt, nur auf den ersten Blick eines der größten Hindernisse für die interstellare Raumfahrt darstellt. Würde statt des herkömmlichen chemischen Treibstoffs für Raketen, Atomkraft, bzw. Kernenergie als Antrieb verwendet, dann ließen sich solche Reisen durchaus realisieren. Demzufolge hätten Aliens die Erde schon längst erreicht haben können. Da sie dies aber offensichtlich nicht haben, wäre das ein ernst zu nehmender Hinweis auf die Vermutung, dass sie gar nicht existieren.

In dieser Form argumentiert Hart auch gegen die weiteren Erklärungsversuche vieler Wissenschaftler, warum wir noch keine Aliens entdeckt haben. Wenn jedoch sämtliche Erklärungen unzulässig seien und wir daher eigentlich schon längst Aliens entdeckt haben müssten, dann sollten wir die Tatsache, dass wir sie eben noch nicht entdeckt haben, auch als einzigen, uns zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Beweis anerkennen, dass es außer der Menschheit keine andere technisch fortgeschrittene Zivilisation im Weltall gibt.

Im Laufe der Zeit wird aus der viel diskutierten "Fermi-Frage" jedoch ein Paradoxon konstruiert und später fälschlicherweise ebenfalls mit Fermi in Verbindung gebracht...

An keiner Stelle seines Artikels erwähnte Hart jedoch Enrico Fermi. Einen Zusammenhang zwischen den Thesen des US-amerikanischen Astrophysikers Michael H. Hart und der "Fermi-Frage" konstruierte erstmals David G. Stephenson, Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Institut für Raumfahrt & Atmosphärenforschung der Universität Saskatchewan, Saskatoon Kanada, in seinem Artikel vom 30. Januar 1977 im "Journal of the British Interplanetary Society (JBIS)" mit dem Titel "Factors Limiting the Interaction Between Twentieth Century Man and Interstellar Cultures", in deutsch etwa: "Faktoren, die einen wechselseitigen Kontakt einschränken, zwischen dem Menschen des 20. Jahrhunderts und interstellaren Kulturen".

Darin beschrieb Stephenson die Möglichkeit, dass sich außerirdische Kulturen, die bereits die Fähigkeit entwickelt hätten, interstellare Reisen durchzuführen, derart stark von der heutigen Menschheit unterscheiden würden, dass wir gar nicht in der Lage wären, sie zu entdecken. Wir würden aufgrund unserer eigenen Entwicklungsstufe in jedem Fall von falschen Annahmen ausgehen, wie ein solcher Kontakt zustande kommen könnte.

Dies würde unweigerlich zu der von Hart vertretenden Annahme führen, dass Aliens nicht existieren und gleichzeitig zu der Annahme, dass sie eigentlich dennoch existieren und von uns schon längst entdeckt worden sein müssten, allein aufgrund der hohen Anzahl von hunderten Milliarden Sonnensystemen, von denen unzählige wiederum bewohnbare Planeten haben müssten, ein Widerspruch, bzw. ein "Paradoxon", für das Stephenson in seinem Artikel fälschlicherweise den Begriff "Fermi-Paradoxon" verwendete,...

...ein kleiner Fehler mit großen Auswirkungen!

Eine wesentlich kostengünstigere Methode, statt im Weltall mit teuren Raumfahrzeugen nach Außerirdischen zu suchen, besteht darin, einfach mit Hilfe von Radioteleskopen nach außerirdischen Funksignalen zu suchen. Im Jahr 1960 startete der Radioastronom Frank D. Drake beim National Radio Astronomy Observatory (NRAO) in Green Bank, West Virginia, ein erstes SETI-Experiment, um solche interstellaren Funksignale zu empfangen (SETI - Search for Extraterrestrial Intelligence, Suche nach extraterrestrischer Intelligenz).

Im selben Jahr entwickelte der Drake eine Methode zur Berechnung der möglichen Anzahl außerirdischer "technischer" Zivilisationen in unserer Galaxie, die er im November 1961 auf einer Konferenz in Green Bank, USA, vorstellte und die als "Drake-Gleichung" bekannt wurde.

Die Finanzierung der SETI-Forschung mit Hilfe von Radioteleskopen erfolgte in den USA zunächst durch die US-Regierung, fiel dann aber Sparmaßnahmen des US-Kongresses zum Opfer. So begründete etwa der Senator William Proxmire aus Wisconsin im Jahre 1978 seinen Antrag auf Einstellung der finanziellen Förderung im Bewilligungsausschuss des Senats mit der Nutzlosigkeit des SETI-Programms, die sich seiner Meinung nach aufgrund des "Fermi-Paradoxons" ergäbe.

Proxmire´s Versuche, das SETI-Programm vollständig zu beenden, konnten 1982 zwar noch in letzter Minute abgewendet werden, im Jahre 1991 wurde die staatlich geförderte Finanzierung des SETI-Programms dann jedoch auf Betreiben des Senators Richard Bryan aus Nevada endgültig beendet.

Einen großen Einfluss auf die Entscheidung des Bewilligungsausschusses, die staatliche Förderung zu beenden, hatte sicherlich auch die Tatsache, dass die Begründung für diese Entscheidung mit einem berühmten Kernphysiker, wie dem Nobelpreisträger Enrico Fermi in Zusammenhang gebracht wurde, obwohl Fermi nie behauptet hatte, außerirdische Zivilisationen würden nicht existieren.

Enrico Fermi verstarb bereits im Jahre 1954 und konnte sich daher selber nicht mehr dazu äußern. Die SETI-Forschung konnte aber dennoch fortgesetzt werden, da sich viele private Förderer fanden, weitere SETI-Projekte zu finanzieren.

Michael H. Hart´s Argument: Aliens existieren nicht!

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Der US-amerikanischen Astrophysiker Michael H. Hart gab im Jahre 1975 auf die berühmte Fermi-Frage, warum wir noch keine Aliens entdeckt haben, eine eindeutige Antwort - Sie existieren nicht! ...mehr »


Kritik am Hart-Tipler-Argument

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Die Antwort auf Fermi´s Frage, warum wir noch keine Aliens entdeckt haben, lautete 1975 für Michael H. Hart - Sie existieren nicht! - was auch auf heftige Kritik stoß. Hart´s These wurde 1981 von Frank J. Tipler unterstützt und um die Idee der selbstreplizierenden Raumschiffe (Von-Neumann-Sonden) erweitert. ...mehr »



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